Studienfahrt Köln

Am Montag 17.7. rauschte der ICE mit 33 Schüler*innen, Herr Richthofer und mir um 7.50 Uhr in Richtung Köln los. Hier ein kleiner Auszug aus unserem Programm:

Wir begannen mit zwei Kirchen bei unserem Hostel. Die erste in der typischen runden Form errichtet worden waren, die einem Kleeblatt ähnelte. Die zweite – Maria in den Trümmern – nutzen unserer Schüler*innen für eine kleine Predigt.  

Jetzt war der Moment für den Kölner Dom gekommen. Er ist nach der Ulmer Münster die zweit höchste Kirche und hat weltweit die größte gotische Fassade, die bis zur Spitze reich verzierte ist. Die immensen Fenster waren ganz unterschiedlich. Welche bestanden nur aus kleinen farbigen Quadraten und regten so unserer Fantasie durch ihre Schlichtheit an.

Bei der anschließenden Stadtführung erfuhren wir wie die offizielle Dienstkleidung der Köbes (Kellner in Kölner Brauhäusern) aussieht, dass das Kölsch in den typischen Laborgläsern serviert werden, damit weniger CO2 entweicht und über den Brauch, dass so lange nachgeschenkt wird, bis der Bierdeckel oben auf liegt. Vom Rathausturm wurde einst die neuen Beschlüsse des Hohen Rates verkündet. Als Antwort befindet sich an einem gegenüberliegenden Haus eine Figur - der Kallendresser - mit entblößtem Hintern. Spannend war zu erfahren, dass sich unter dem Dom einst eine römische Straße befand, die hier am Rhein endete. Damals verlief der Rhein noch etwas anders.

Nach einem fulminanten Abendessen im Hostel, brachen wir mit der Straßenbahn nach Deutz, um den Büroturm „Köln Triangle“ zu besuchen. Mit dem Fahrstuhl düsten wir 100 m hoch und genossen den Blick auf den Dom, über den Rhein und die ganze Altstadt. Die Sonne tauchte alles in ein rötliches Licht. In der Ferne zeugten die Kohlemeiler von RWE in Grevenbroich mit ihren dunklen Wolken, dass sie noch arbeiteten.

Größte Sicherheitsvorkehrungen wurde an der Synagoge aufgeboten, von Polizeipräsenz, Abgleich der Personalien bis zum Röntgenscan der Taschen. Leider ist dies aufgrund des zunehmenden Antisemitismus wieder nötig. Umso herzlicher wurden wir in der Synagoge empfangen und wurden mit Objekten und Bildern in Judentum eingeführt. Wir erfuhren, dass sich alle zu Purim verkleiden und die Rettung aus der persischen Diaspora feiern. Wenn der Text verlesen wird, machen alle einen riesen Krach mit Rätschen wenn der Name „Hamam“ fällt. Hamam war der oberste Beamte, der alle Juden vernichten wollte. Natürlich wollten wir auch wissen, wie das Judentum zu LGBTQ+ steht. Die Gelehrten legten hierzu die Tora aus. Gottes Liebe ist grenzenlos. So ist es egal ob jemand Homo, Hetero, Cis oder Trans ist.

Mit Schmackes hieb Maria auf das Jesuskind ein. Das Museum Ludwig will mit seinen Werken die Betrachter*innen aufrütteln und zum Nachdenken provozieren. Eine Schlangenlinie teilt das Bild „Kommunikation“ in eine rote und eine weiße Fläche. Was will der Künstler mit dem Bild ausdrücken, was interpretieren wir hinein, wie verändert es unsere Wahrnehmung. Nach ein Paar Skulpturen von Picasso und moderner Kunst, waren wir gesättigt.

Köln und dann nicht auf der Plattform vom Dom gewesen zu sein. Ein No-Go. Unterirdisch war der Zustieg zur nichtmehr enden wollenden Wendeltreppe. Kleine gotische Fenster im Sandstein ließen uns Blicke auf die vielen Heiligen, die die Fassade zieren, aus nächster Nähe gewähren. Ausgerechnet beim Erreichen der Glocken, erdreisteten sie sich ein Höllenspektakel zu veranstalten. Doch war der Rundgang um die eine der Spitzen unbeschreiblich.

Abends war die Rheinwiese der angesagte Ort. In der lauen Nacht schauten wir zur erleuchten Dom, die Brücken, den reflektierten Lichtern auf den Wellen des Rheins. Es wurde geschummelt und UNO gespielt, hierzu ertönte eine dezente Musik aus der Box.

Der Lange-Hans, das ehemalige Abgeordneten-Haus in Bonn, und der schlichtgehaltene Plenarsaal lagen verlassen da. Sie sind die Wiege der deutschen Demokratie.

Im Haus der Geschichte zog uns die digitale Ausstellung in ihren Bann. Wie vielfältig sind Roboter einsetzbar. Als Spielzeug, im Kinofilm, als Arbeiter in einer Fabrik, als Partner*in und nicht nur für ein nettes Gespräch. Auch das restliche Museum war mit seinen Gegenständen aus dem Alltag der letzten hundert Jahre sehr ansprechend, wie z.B. eine Zapfsäule, eine komplette Küche aus den 60ern, etc.

Ganze Straßenzüge mit Häuser im Jugendstil hatten die Weltkriege überdauert. Jugendstil war Anfang des 20. Jahrhunderts die bestimmende Architektur. Sie wandte sich von dem rückwärtsgerichteten Historismus ab hinzu den neuen Baumaterialien Beton und Eisen. Der Stuck wird in einfachen geometrischen Linien gehalten und war damit die Antwort gegen die Verzierungen, die die maschinelle Fertigung des Viktorianische Stil in Großbritannien ermöglichte.

Im Schoko-Museum hörten wir am Zischen der Kolben, dass hier FESTO arbeitet. Es war spannend, wie aufwändig die die Kakaobohnen gemahlen und ganz fein ausgewalzt werden, um sie auf eine Größe von wenige Mikrometer zu bekommen. Nur so wird der volle Geschmack von der Zunge aufgenommen. Es wurde auch nicht verschwiegen, dass nur Fairtrade-Schokolade den Arbeiter* innen eine sichere Zukunft bietet, da sonst immer auch Kinder ausgebeutet werden. So freuten wir uns hier die Produkte aus unserem Eine-Welt-Verkauf wiederzusehen.

Im Römisch-Germanischen und im Orientalischen Museum gönnten wir uns etwas Kunst und ließen unsere Seele im botanischen Garten etwas baumeln. Am Freitag Abend waren wir wieder zurück.

Axel Nothardt