Aufbau und Struktur

Das Fach Latein wird am Wagenburg-Gymnasium als 3. Fremdsprache angeboten. In der Klasse 8 beginnt der Lateinunterricht an unserer Schule und wird anschließend mindestens bis zur Klasse 10 fortgeführt. Oberstufenkurse in Latein (als Leistungs- oder Basisfach) werden in Kooperation mit dem Evangelischen Heidehof-Gymnasium angeboten.

Zu Beginn des zweiten Halbjahres in Klasse 7 findet ein Informationsabend über das Profilfach Latein statt. Außerdem bietet das Fach Latein einen kurzen „Schnupperunterricht“ im Vorfeld der Profilwahl an, damit die Schülerinnen und Schüler einen kurzen Einblick in das Fach bekommen. Hier hat das Kultusminsterium ein schöne Broschüre zusammengestellt. Zur Broschüre

Latein ab Klasse 8 bis zum Latinum

In den ersten zwei Lernjahren werden die Grundlagen der Formen- und Satzlehre sowie ein lateinischer Wortschatz angeeignet. Dabei beschäftigen wir uns mit bestimmten grammatikalischen Erscheinungen und erschließen systematisch lateinische, schülernahe Lehrbuchtexte.

Durch die intensive Arbeit mit den Texten erhält man vertiefte Einblicke in die römische Kultur und Lebenswelt.

Die bisher erworbenen Sprachkenntnisse werden in Klasse 10 weiter vertieft, indem wir uns mit der Lektüre von Originaltexten und ihrer Interpretation beschäftigen. In Klasse 10 stehen dabei die politischen und philosophischen Texte von Marcus T. Cicero im Fokus, die aktuell auch Latinums-Gegenstand darstellen.

Im Rahmen der Abiturprüfung kann in der Klasse 10 die Ergänzungsprüfung Latinum abgelegt werden. Genaueres zum Latinum finden Sie unter www.km-bw.de/,Lde_DE/Startseite/Schule/Fremdsprachen. Informationen über das Latinum als Voraussetzung für bestimmte Studiengänge bekommen Sie von der jeweiligen Universität.

Latein im Kurssystem (Klasse 11/12)

Mit der Wahl für den Basis- oder Leistungskurs Latein werden anspruchsvolle lateinische Texte aus Politik und Geschichtsschreibung, aus Philosophie und Dichtung gelesen sowie deren Bedeutung und Rezeption untersucht. Die Schüler vertiefen dabei ihre Textkenntnisse sowie ihre Fähigkeit zur Interpretation.

Gute Gründe, Latein zu lernen

Latein als Sprachsäule

Wer Latein lernt, erfährt eine intensive sprachliche Bildung, vor allem im Deutschen.

Im Mittelpunkt des Unterrichts steht das Übersetzen von lateinischen Texten ins Deutsche. Die intensive Übersetzungspraxis vermittelt, wie Sprache grundsätzlich aufgebaut ist und wie sie auf den Leser/Hörer wirkt.

Gerade die Übersetzung fordert die Schüler heraus, nicht nur Texte zu entschlüsseln, sondern diese auch im Deutschen korrekt und zielsprachenorientiert auszudrücken.

Als Wurzel der romanischen Sprachen und des Englischen erleichtern Latein-Kenntnisse das Erlernen weiterer Fremdsprachen. Latein prägte maßgeblich Struktur und Wortschatz moderner Fremdsprachen sowie die heutige Wissenschaftssprache.

Latein als Lern- und Methodensäule

Im Lateinunterricht wird gelernt, sich zu konzentrieren, genau hinzusehen und Texte geduldig zu entschlüsseln. Dadurch wird die Fähigkeit trainiert, auch deutsche Texte gründlicher zu lesen und besser zu verstehen. Unsere Schüler trainieren sich in fächerübergreifende Arbeitsweisen, die für eine positive berufliche Arbeitshaltung essenziell sind.

Latein als Kultur- und Bildungssäule

Die griechische und römische Welt hatte maßgeblichen Einfluss auf die Geschichte und Kultur Europas. Kunst, Theater, Literatur und Wissenschaft wurden und werden bis heute stark von der Antike geprägt.

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit lateinischen Texten, die sie zum Nachdenken herausfordern und emotional ansprechen. Sie werden angeregt, die antike Lebens- und Gedankenwelt mit ihrer eigenen Lebenswelt zu vergleichen.

Existenzielle und aktuelle Fragen, die sich aus den antiken Texten ergeben, werden im Unterricht altersgemäß diskutiert und behandelt.

Das Fach Latein ist aufgrund seines inhaltlichen, sprachlich-analytischen, historischen und literarischen Profils ein echtes Allround-Talent, von dem man viel lernen kann.

Spielerischer Erwerb des „Mini-Latinums“

Entsprechend dem Grundsatz „prodesse et delectare“ -  nützlich sein und Spaß machen - haben die Lateinklassen der Jahrgangstufe 8 den Tag der offenen Tür kreativ und lebendig gestaltet.  An verschiedenen Mitmach-Stationen konntet ihr, zukünftige Schüler und Schülerinnen, einen Bezug zur römischen Antike und der lateinischen Sprache herstellen. Ihr habt einen römischen Pass erstellt, Alltagssätze auf Latein gelernt, bekannte Produkte und Dienstleistungen den lateinischen Begriffen zugeordnet, von denen ihr Name abgeleitet ist. Nicht wenige von euch waren überrascht, wie viel Latein uns im Alltag begegnet und was wir alles aus dem Lateinischen kennen, ohne es bewusst zu wissen.  Die Schulmensa verpflegt beispielsweise euch Schüler und uns Lehrkräfte tagtäglich, dass das Wort „Mensa“ aus dem Lateinischen kommt und „Tisch“ oder „Tafel“ bedeutet, haben aber viele von euch nicht gewusst.  Zwischen einer Sprachüberraschung und einer kleinen Gaumenfreude erklangen für euch, zukünftige Lateiner, Grammatiksongs, die im Unterricht immer wieder gern gesungen werden. Neben der Freude an der Bewegung und der Rhythmik stärkt das Singen die Merkfähigkeit und ermöglicht ein nachhaltigeres Lernen allein durch das Ohrwurm-Phänomen. Vielleicht habt ihr später zu Hause selber gemerkt, dass irgendein Nominativ oder eine Verbendung euch dauernd unwillkürlich in den Kopf gekommen ist.  Ein Zeichen, dass ihr das „Mini-Latinum“ tatsächlich erworben habt! Valete! Und bis bald am WBG.

Alessandra Monteverde

Im Labyrinth des Todes (Originalton mit Untertitel)

Latein praktisch – Projekte und Wettbewerbe

Projekte und Ausflüge werden immer passend zu den Lehr- und Lerninhalten während eines Schuljahres umgesetzt.

Ab Klasse 9 können SchülerInnen freiwillig an dem einmal im Jahr stattfindenden Horizonte-Seminar teilnehmen, das von der Stiftung Humanismus heute gesponsert wird. Die Seminare zielen darauf ab, Inhalte, die über den Schulunterricht hinausgehen, zu vermitteln.

Weitere Informationen dazu unter www.humanismus-heute.uni-freiburg.de/taetigkeiten/horizonte .

Beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen können LateinschülerInnen der Mittelstufe und Oberstufe für das Fach Latein antreten.

Weitere Informationen unter www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/sprachen-und-literatur/latein/informationen-zum-fach/wettbewerbe/bundeswettbewerb-fremdsprachen.

In jedem Schuljahr wird der Landeswettbewerb Alte Sprachen von der Stiftung Humanismus heute ausgeschrieben. Er richtet sich an interessierte LateinschülerInnen der Oberstufe (ab Klasse 10). Die Themen des Wettbewerbs gehen jeweils von antiken Texten aus. Die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb kann zur Aufnahme in die Studienstiftung des Deutschen Volkes führen.

Weitere Informationen unter www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/sprachen-und-literatur/latein/informationen-zum-fach/wettbewerbe/humanismus-heute.

Wachstafel-Projekt der Lateinklassen 8abc

In ihrem ersten Lernjahr Latein haben sich die Lateinklassen aus der Jahrgangsstufe 8 nicht nur intensiv mit der lateinischen Sprache auseinandergesetzt, sondern auch, wie man in der Antike geschrieben hat. Alltags- und Schulnotizen wurden in der Regel in handlichen Wachstafeln festgehalten. Wenn eine Wachstafel vollbeschrieben war, wurde der Text auf dem Wachs einfach mit der spatelförmigen Seite des stilus geglättet und damit gelöscht. Das Sprichwort „tabula rasa“ hat seinen Ursprung in dem Abschaben der Schrift in Wachstafeln.

Solche Wachstafeln, lat. tabulae ceratae, haben die Achtklässler selbst nachgebaut, mit Bienenwachs ausgefüllt und individuell verziert. Die Schüler*innen gestalteten ihre Wachstafeln mit Acrylfarben, Goldsprays, Mosaiksteinen und Muscheln oder versahen diese mit lateinischen Sprüchen oder mit ihrem Geburtstag in römischen Ziffern. Die Wachstafeln können sich auf jeden Fall sehen lassen.

Auf Papyrus und seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. auf Pergament wurden längere Texte mit Tinte verfasst, insbesondere Texte bedeutsamer, zeitgenössischer Autoren. Während unsere heutigen Kopierer Bücher in Windeseile für die breite Masse vervielfachen können, wurden wichtige Texte der damaligen Zeit noch händisch kopiert: Das heißt, es gab eine eigene Berufsgruppe, die „Kopisten“, die Texte mehrfach abgeschrieben und somit kopiert haben. Ohne die Kopisten der Antike und des Mittelalters wäre der Großteil der antiken Literatur und Geistesgeschichte nie überliefert worden, die unsere europäische Kulturgeschichte und Identität maßgeblich beeinflusst haben.

Die Texte eines Ciceros, Senecas oder Ovids konnten durch die Pergament- und Papyrusfunde rekonstruiert und somit für uns – auch nach 2000 Jahren – zugänglich gemacht werden.

Wir haben Latinum!

In diesem Schuljahr haben 22 Schüler*innen der Klasse 10abc das Latinum erfolgreich bestanden, darunter sechs Schüler*innen mit der Gesamtnote – sehr gut –.

Am Wagenburg-Gymnasium können die Schüler*innen bereits nach drei Schuljahren (8.-10. Klasse) das Latinum ablegen.

Das Latinum entspricht einer Abschlussprüfung unter Abiturbedingungen. Beim erfolgreichen Ablegen des Latinums in Klasse 10 wird im Abiturzeugnis das Latinum zertifiziert. Das Latinum setzt sich aus einer dreistündigen Übersetzungsklausur und einer mündlichen Prüfung zusammen. Bei der mündlichen Prüfung übersetzen die Prüflinge einen Textauszug, analysieren diesen sprachlich und stilistisch und können auf Sachfragen zum Autor, Werk und dessen Wirkungsgeschichte eingehen.

Für das Studium einiger Studiengänge an deutschen und französischen Universitäten muss das Latinum nachgewiesen werden. In Studienfächern der Geistes-, Sprachwissenschaften sowie der romanischen Sprachen ist das Latinum Zulassungsvoraussetzung für das Studium. Dazu gehören 

  • Theologie (evangelische und katholische)
  • Germanistik
  •  Romanistik (Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch) 
  • Allgemeine Sprachwissenschaft
  • Literaturwissenschaft (allgemeine; spezielle)
  • Geschichte
  • Archäologie und Ägyptologie
  • Philosophie
  • Klassische Philologie (Latein, Altgriechisch)
  • Kunst- und Kulturgeschichte
  • Musikwissenschaft

Entgegen einer häufigen Annahme ist das Latinum für das Medizin- und Jurastudium an deutschen Universitäten nicht vorgeschrieben, kann jedoch in beiden Fachbereichen aufgrund der Fachsprache äußerst nützlich sein.

Unabhängig von der Latinumsprüfung in Klasse 10 kann der Nachweis des Latinums auch nach fünf Lernjahren (8.-12. Klasse) erworben werden. Informationen hierzu und zu Latein in der Kursstufe bei Frau Schilling.

Achtklässler werden zu Pompeji-Experten

Naturkatastrophen sind kein Phänomen der Moderne. In der antiken Literatur finden wir zahlreiche Beschreibungen von Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Überschwemmungen und wie die Menschen damals damit umgegangen sind.

Vom bekannten Vesuvausbruch 79 n. Chr. und dessen Folgen berichtet der römische Schriftsteller Plinius der Jüngere. Als junger Mann hatte er den letzten Großausbruch des Vesuvs in der italienischen Region Kampanien beobachtet, bei dem die Städte Pompeji, Herculaneum, Stabiae und Oplontis verschüttet wurden. In seinen Epistulae (Briefen) an den Historiker Tacitus berichtet er von dieser Naturkatastrophe eindrücklich.

Die Lateinklassen der Jahrgangstufe 8 haben sich intensiv mit diesem Naturereignis im Lateinunterricht auseinandergesetzt, indem sie nicht nur lateinische Texte über Pompeji und den Vesuv übersetzten, sondern auch in eigenständiger Recherchearbeit Informationen zu diesem Thema zusammenstellten und präsentierten. Die aus diesem Projekt entstandenen Wissensposter enthalten spannende Fakten und Informationen zur Stadtgeschichte des antiken Pompejis, zum Alltag der Pompejer, zum Vesuvausbruch selbst und zur modernen Archäologie in Pompeji. Bis heute werden noch plastische Gipsabdrücke von Menschen und Tieren angefertigt. Die Leichen wurden beim Vulkanausbruch mit Asche zugeschüttet. Später verrotteten die Körper. Zurück blieb ein Hohlraum. Wenn man dort Gips einfüllt, bekommt man eine genaue 3D-Abbildung des ehemaligen Lebewesens.

Ein aktueller Großfund aus dem Jahre 2020 ist ein Thermopolium, eine antike Gaststätte und Schnellimbiss.