Fritz Bauer Lesung

Theresa stimmte uns mit einem Klezmer-Stück auf die Lesung unter Begleitung von Phillip Hackert ein.

In der Lesung stellten die Schüler*innen der UNESCO-AG den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer vor. Als jüdischer Sozialdemokrat wurde er 1933 entlassen und floh nach Schweden. Kehrte 1949 nach Deutschland zurück. Sein Dienstherr, der in 1933 entlassen hatte, war Justizminister geworden. Der Anteil der NSDAP-Mietgliedern unter den Richtern war zwischen 80 und 90 Prozent. Deshalb war an eine Wiedereinstellung in seiner Heimat Stuttgart undenkbar. Der Ministerpräsident von Hessen Georg August Zinn holte ihn 1950 nach Frankfurt als Generalstaatsanwalt.

ein Unrechtstaat ist nicht hochverratsfähig

Er klagte Major Remer an, dass er die Attentäter auf Hitler als Landesverräter verleumdete. Er stellte fest, dass ein UNRECHTSSTAAT wie das dritte Reich überhaupt nicht hochverratsfähig war.
Bauer erfuhr, dass sich Adolf Eichmann in Buenos Aires befand. Eichmann war für die Deportation und Vernichtung  von sechs Millionen Juden mitschuldig. Der Verfassungsschutz und das BKA bestanden zu 70% aus früheren SS-Angehörigen. Damit sie Eichmann ihn nicht warnen konnten, wandte er sich an den israelischen Geheimdienst. Als Finte behauptete er, Eichmann sei in Kuwait aufgefunden worden. Eichmann wurde vom Mossad nach Israel entführt und dort nach einem Prozess hingerichtet.

Demokratie unerwünscht!

In den 60ern brachte Fritz Bauer den Auschwitz Prozess ins Rollen. Dank ihm konnten 15 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges jüdische Opfer zum ersten Mal ihre Peiniger anklagen. Unter den Anklagen waren kleine Handlanger bis hin zu den ganz großen Akteuren. Allerdings bekamen die Täter im Schnitt für  jedes Opfer nur 10 Minuten Haft! Einige bedrohten Bauer warfen ihm vor, er wolle dass Volk demoralisieren und noch schlimmer demokratisieren. Durch den Auschwitz Prozess fand in der breiten Bevölkerung ein Umdenken statt.

Auschwitzprozess als Theaterstück

Peter Weiss hatte in der „Ermittlung“ den Prozess dramaturgisch umgesetzt. Ein Ausschnitt in unserer Lesung handelt von einem Bahnbeamten, der für die Deportationszüge verantwortlich war. Der Beamte gesteht, dass er für die "Umsiedlung" Viehwagons einsetzte und dass die Wagons leer zurückkehrten. Damit wird klar, wieviele Menschen von der Vernichtung wussten.

Die szenische Lesung mit Filmausschnitten haben wir nur leicht abgewandelt von  Luc Jochimsen übernommen, die sie zum 50 Jahrestag des Auschwitzprozesses geschrieben hatte (Skript von Jochimsen, Lesung mit Gregor Gysi).

Den 27.1. haben wir für die Lesung gewählt, weil es der Gedenktag zur Befreiung von dem Konzentrationslager Auschwitz aber auch zum Holocaust im Allgemeinen  ist. 2015 haben wir an diesem Tag an die 14 jüdischen Schülerinnen und Schüler gedacht, die von unserer Schule im Nationalsozialismus verwiesen worden sind. Als Denkmal installierten wir den Spiegel im Treppenhaus, damit sie als Silhouetten symbolisch unter uns sind.

Mitschnitt Lesung (Link zu YouTube)

Ein herzliches Dankeschön an die Techink-AG und an die engagierten Leser*innen: Heidi, Apoline, Mila, Ilaria, Ella, Selma, Roderic, Lucile, Ariles, Sophie und Jenny

Axel Nothardt