Ben Salomo – deutscher Rap will keine Juden

Am Mi. 23.11. führte Jonathan Kalmanovich, der besser unter seinem Künstlername Ben Salomo bekannt ist, die 8. und 9. Klassen in den Antisemitismus des deutschen Rap ein. Ganz harmlos fragte er, wie viele schon selbst antisemitische Äußerungen gehört hatten. Es meldeten sich nur vier der 130 Schüler*innen. Aber er versicherte uns, dass viele bereits mit Antisemitismus konfrontiert worden sind, ohne es zu wissen. Kurz ging er auf seine Heimat Israel ein. Er wollte wissen, wie viele mit Israel den „Nahostkonflikt“ verbinden. Nur wenigen von uns war bewusst, wie friedlich dort Juden, Muslime und Christen zusammenleben und dass es das einzige Land in Nahost ist, in dem Muslime demokratisch wählen dürfen. Israel versorgt zwölf Nachbarstaaten mit Frischwasser aus seinen Entsalzungsanlagen und hat den USB-Stick und die Cherry-Tomaten erfunden. Er ging auch kurz auf seine Kindheit in Berlin ein. Bereits mit elf Jahren kündigte sein bester Freund ihm die Freundschaft auf, als er erfuhr, dass Jonathan Jude ist. Um dem Nachdruck zu verleihen, hatte er noch zwei Brüder mitgebracht, die Jonathan eine kleine Abreibung verpassten. Dabei erinnerte er sich an seinen Großvater, dem ein Nazi-Soldat im Dritten Reich einfach so zum Spaß mit dem Gewehrkolben die Zähne ausgeschlagen hatte.

Er stellte unseren Schüler*innen verschieden Gerüchte vor. Wer das Gerücht kannte, sollte aufstehen, wer schon stand sollte winken, wer schon winkte, sollte hüpfen. Dabei demaskierte er jeweils geschickt das Gerücht, wie bei den folgenden Beispielen:

„Weltweit werden alle Medien von den Juden kontrolliert.“

Aber wieso weiß dann niemand, dass die Israelis den USB-Stick erfunden haben und dass sie ihre Nachbarn mit Frischwasser versorgen.

„Hatten die Nazis wirklich 6 Millionen Juden vernichtet oder waren es nur 600.000 oder vielleicht doch nur 60.000? Die Juden übertreiben doch immer maßlos.“

Jonathan fragte uns, wer die Vernichteten gezählt hat. Hier verglich er die Buchführung über die Vernichtung von Juden mit moderner Buchhaltung z. B. in der Autobranche. Genauso wie Daimler genau weiß, wie viele Autos hergestellt wurden, wie viele Lichter darin verbaut wurden und wie viele davon defekt sind. So meinte er, dass auch die Nazis genau ihren „Erfolg“ ermittelten und ihre Vernichtung nach ökonomischen Prinzipien optimieren wollten.

So nett es anzusehen war, wie viele Schüler*innen aufgestanden waren, winkten und hüpften, so bitter war es zu realisieren, wie verbreitet antisemitische Gerüchte sind.

Als Jugendlicher fand er Gangsta-Rap cool. Leider fand Jonathan heraus, dass die Rapper deshalb über Gangster singen, weil sie sich in diesem Metier auskennen, sprich im nahen Umfeld eines Gangster-Rapper macht mindestens einer mit Drogen oder mit Prostitution Geschäfte. Wie extrem die Szene ist, verdeutlichte er mit dem folgenden Beispiel: „Hadi El Dor ist einer der größten Manager in der Szene, der über 15 goldene Alben verfügt. Er hat sich auf seinen Handrücken das Gesicht von Hassan Nasrallah tätowieren lassen. Hassan Nasrallah ist der Chef, einer der größten Terrororganisationen der Welt, der Hisbollah, die seit 1982 vom Iran bewaffnet, finanziert und aufgebaut wurde. Die Organisation verfügt inzwischen über ein größeres Arsenal an Raketen als die EU-Staaten in der NATO zusammen und hat sogar schon in Deutschland Terroranschläge durchgeführt.“ Es ist sehr bedauerlich, wie viele Rapper mit antisemitischen Texten und rechtsradikalen Gewaltfantasien Geld verdienen und berühmt werden. Aber wir dürfen uns nichts vormachen. „Nicht die Rapper haben die antisemitischen Einstellungen hervorge­bracht. Sondern sie wurden besonders im Dritten Reich von den Nazis der Gesellschaft eingehämmert und bestanden nach dem verlorenen Krieg weiter. Aber die Rapper reproduzieren diese Einstellungen und sorgen dafür, dass die jüngeren Generationen wieder mit diesem Gedankengut aufwachsen.“

Um uns zu zeigen, dass es auch anderen Rapp gibt, spielte er noch ein paar seiner Songs. In dem Song „Sie sagen mir“ fasst er seine politische Arbeit in dem Refrain „‘Gewöhn dich dran, wenn wieder Nazis marschieren!‘, doch ich bin nicht bereit, ihre falsche Toleranz zu akzeptier'n“ sehr gut zusammen und ruft uns auf, zu den Themen Intoleranz, Antisemitismus und Rassismus zu protestieren.

Mit dem Lied „Ich träume“ hat er das Lied Baraye von Shervin Hajipour interpretiert. Es ist ein Lied, das dem iranischen Aufstand im Zusammenhang mit der in Haft gestorbenen Mahsa Amini Hoffnung gibt.

Vielen Dank an die Friedrich-Naumann-Stiftung, die dieses Event finanziert hat und somit die wichtige Arbeit von Ben ermöglicht. Ein großer Dank an Ben Salomo, der uns einen neuen Ansatz gezeigt hat, Antisemitismus zu demaskieren. Den größten Dank spreche ich jedoch Leonardo, Paul und der Technik-AG aus. Um 6:30 Uhr trafen sie sich in der Turnhalle, um die Technik aufzubauen. Weil ich weiß, wie früh hierfür einige aufgestanden sind, zolle ich hier meinen größten Respekt.

Axel Nothardt