Orange the Wagenburg - Gegen Gewalt an Frauen

Aus den Fenstern des Wagenburg-Gymnasiums strahlt orangenes Licht. Zwei Pumps an einer Straßenlaterne orange angesprüht. Leer. Wie Tränen fließt die Farbe über die Schuhe. Sie stehen für die Frauen, die durch häusliche Gewalt umgebracht werden. In Deutschland jährlich 190. Heute wird jede dritte Frau Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt, jede vierte widerfährt diese durch ihren aktuellen oder ehemaligen Partner. Während Corona hat sich die Situation noch verschärft. Vor 22 Jahren erkoren die Vereinten Nationen die Farbe Orange als die Farbe gegen Gewalt an Frauen und den 25.11. zum internationalen Erinnerungstag. Weltweit werden bedeutende Gebäude angestrahlt. Bei dieser Aktion reihte sich das Wagenburg-Gymnasium dieses Jahr ein.

Referentinnen vom Entwicklungspolitischen Informationszentrum Reutlingen (EPIZ) führten Workshops mit der Oberstufe zu den Themen Beschneidung von Mädchen, Missbrauch von Jesidinnen durch den IS, Hexenjagd, Zwangsprostitution und Gewalt gegen Frauen in Krisengebieten durch. Alle Referentinnen lebten in den betroffenen Ländern und setzten sich vor Ort mehrere Jahre für die Rechte der Frauen ein.

Dr. Nina Alff zu ihrem Workshop: „Weibliche Genitalverstümmelung wird in 30 Ländern praktiziert. Neben arabischen, asiatischen und afrikanischen Ländern, laufen zudem Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund weltweit Gefahr, dieser Praxis unterworfen zu werden. Weibliche Genitalverstümmelung ist eine gesellschaftlich tief verankerte schädliche Praktik, die vielfach als soziale Norm oder gar fälschlicherweise als religiöses Gebot verschiedener Religionsgemeinschaften angesehen wird. Es handelt sich dabei um eine schwere Verletzung der Menschenrechte: des Rechts auf Gesundheit und des Rechts auf körperliche Unversehrtheit.

Die Action Courage Gruppe diskutierten mit jüngeren Schüler*innen über Rollenbilder. Spannend zu erfahren, dass diese stereotypischen Bilder auf die Anfänge der Industrialisierung zurückgehen. Damals wurde definiert, dass die Frau Herrin über das Haus ist und der Mann das Geld verdienen soll. Damit hatte er die Macht außerhalb des Hauses. Weil es die viel größere Macht war, wirkte sich dies auch auf die Stellung der Frau aus. Viele Rechte bekamen sie erst sehr spät: 1919 Wahlrecht für Frauen, 1977 Recht auf Arbeit ohne Zustimmung des Ehemanns, 1997 Recht auf körperliche Unversehrtheit (Vergewaltigung in der Ehe war bis dahin strafffrei).

Unsere Schüler*innen sprechen sich gegen die traditionellen Rollenbilder von Frauen aus. Dennoch wurde zu einem Schüler schon gesagt, dass er nicht Ballett tanzen solle und zu einer Schülerin, dass Fußball nichts für sie sei. Alle waren sich einig, dass wir selber aktiv werden müssen. So warb die SMV für ihre Arbeit. Wie elektrisiert nahmen die Schüler*innen aus der 6. und 7. Klasse wahr, dass sie auch schon bald wie die Experten aus der 10. Klasse Verantwortung für jüngere Schüler*innen übernehmen werden. Allen Beteiligten wurde klar, wie wichtig diese politische Arbeit ist und dass sie richtig Spaß macht.  

Vielen Dank an das EPIZ für die Referentinnen, an die Action Courage der SMV für ihre Workshops, an die UNESCO-AG für die Installation und an die Landeskoordination von „Schule ohne Rassismus“ für die Finanzierung.

Axel Nothardt