Zu Besuch bei der Ministerin für Bildung und Forschung

Der Jugendpressetag am 18. November 2022 gab etwa 50 Jugendlichen aus Deutschland die Möglichkeit, in einer einstündigen Pressekonferenz in Berlin mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung zu sprechen. Ihr Name ist Bettina Stark-Watzinger, sie ist 54 Jahre alt, hat zwei Töchter und kommt aus Hessen. Sie ist Mitglied der FDP.
Salomé und Eric berichten über ihren Aufenthalt in Berlin.

Freitag, 18. November, 03:30 Uhr. Eric steht auf. 03:50 Uhr. Salomés dritter Wecker klingelt und sie quält sich aus dem Bett. 05:02 Uhr: Wir sitzen im ICE nach Berlin. Während der Fahrt können wir etwas Schlaf nachholen und uns auf den Tag vorbereiten. 10:56 Uhr. Ankunft in Berlin. Es fühlt sich unwirklich an, in der Hauptstadt zu sein, während unsere Mitschüler*innen im Unterricht sitzen. Als wir das Bahnhofsgebäude verlassen, peitscht uns eisiger Wind ins Gesicht. Wir wünschen uns, wir hätten wärmere Klamotten eingepackt.

Salomé:
Wir müssen um 11:30 Uhr im Ministerium für Bildung und Forschung sein – laut Google Maps benötigen wir nur zehn Minuten zu Fuß. Eric übernimmt die Navigation. Vergeblich versucht er, den Weg zu finden und schlägt überzeugt die falsche Richtung ein. Wir umrunden einmal das Bahnhofsgebäude und finden uns auf einer Baustelle wieder. 11:12 Uhr. Wir stehen wieder vor dem Bahnhof. Diesmal ist er sich sicher, den richtigen Weg gefunden zu haben und läuft schnurstracks in eine Sackgasse. Jetzt ist klar: Ich sollte die Führung übernehmen. 11:28 Uhr. Gerade noch pünktlich kommen wir im Ministerium an und müssen uns einer Sicherheitskontrolle unterziehen.

Wir werden dort mit einem Snack empfangen und vom Organisator begrüßt. Doch bevor die Jugendpressekonferenz beginnt, gehen wir alle gemeinsam ins benachbarte Futurium, auch Haus der Zukünfte genannt. Es ist eine kostenlose und interaktive Ausstellung über verschiedene Zukunftsszenarien. Wir haben für die komplette Ausstellung knapp eine Stunde Zeit, was leider nicht ganz reicht.

13.30 Uhr: Beginn der Jugendpressekonferenz. Die Ministerin stellt sich kurz vor und begrüßt die Teilnehmenden. Anschließend werden schon die ersten Fragen zur Digitalisierung an Schulen gestellt. Vielerorts fehlen digitale Hilfsmittel, elektronische Tafeln oder es gibt kein WLAN. Was hindert Schulen daran, digitaler zu werden? 

Dazu sagt die Ministerin, dass das Geld dafür verfügbar sei und die Hürden bei der Anwendung an den Schulen lägen. Deswegen möchte sie den Schulen mehr Selbstständigkeit zugestehen. Grundsätzlich sieht sie Digitalisierung als Entlastung: “Wir müssen das Boot verbessern, in das wir steigen”. Dennoch müsse man “die Balance zwischen praktischer Arbeit im Unterricht und Digitalisierung finden''. 

Danach geht es darum, wie man die Folgen der Corona-Pandemie für die Jugendlichen kompensieren könnte. “Die Schulschließung war ein Riesenfehler”, sagt sie. Sie setzt daher auf eine Erhöhung des BaFöG-Satzes, individuelle Lernbegleitung und Schulsozialarbeit. Auch die Bildungsgutscheine sind Teil dieser Maßnahmen. 

Eric:
Anschließend stelle ich der Ministerin eine Frage. Es ist teils aufregend, aber andererseits schon fast natürlich, sie direkt anzusprechen. Es geht mir darum, dass viele Studierende große Schwierigkeiten haben, ein Zimmer in der Nähe ihres Studienplatzes zu finden, und deswegen ihren Studienplatz aufgeben müssen. Was tut die Bundesministerin dagegen? Sie spricht wieder die Erhöhung der BaFöG-Sätze und das Energie- und Wohngeld an. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass sie noch auf weitere Maßnahmen eingegangen wäre, da ich nicht davon überzeugt bin, dass die von ihr genannten Punkte ausreichen. 

14:25 Uhr: Die Pressekonferenz ist gleich vorbei und es sind noch viele Fragen offen. Deswegen werden gleich mehrere hintereinandergestellt und die Ministerin beantwortet sie nur noch knapp. 14:30 Uhr: Jetzt können wir noch Fotos mit der Ministerin machen. Danach endet die Veranstaltung offiziell.

Viele Teilnehmende fahren nun nach Hause, doch wir wollen bei der Gelegenheit die Stadt erkunden und übernachten in einem Hostel. Zuvor gehen wir noch einmal ins Futurium, um uns den Rest der Ausstellung anzuschauen. 15.50 Uhr: Die Sonne geht schon langsam unter und es wird immer kälter. Wir checken daher im Hostel ein und ruhen uns ein wenig aus. Am Abend gehen wir noch einmal los und schauen uns die Stadt bei Nacht an. Das Brandenburger Tor ist mit seinen Beleuchtungen ein eindrucksvoller Anblick. Wir essen noch einen Döner und gehen zurück ins Hostel. Am nächsten Morgen geht es nach einem Frühstück im Café mit dem ICE zurück nach Stuttgart.

Im Rückblick war die Zeit sowohl im Futurium als auch in der Pressekonferenz leider zu knapp, da nicht jeder seine Fragen loswerden konnte. Es war außerdem etwas frustrierend, dass die Bundesministerin die Fragen der Teilnehmenden oft nur oberflächlich beantwortet hat. Sie ist meistens nur auf die angesprochenen Probleme eingegangen und hat gezeigt, dass sie sich dieser bewusst ist, jedoch hat sie ihre Gegenmaßnahmen nicht weit genug ausgeführt. Dennoch war das Gespräch mit ihr auf Augenhöhe und sie hat auf uns einen zielbewussten Eindruck gemacht.

Alles in allem war der Aufenthalt in Berlin eine bereichernde Erfahrung und wir können jedem nur empfehlen, beim nächsten Jugendpressetag dabei zu sein!