Verleihung des Stuttgarter Jugendpreises

Manfred Scheifele, Dr. Klaus Kunkel und Heidemarie Roth von den AnStiftern verliehen den Stuttgarter Jugendpreis an die Schülerinnen und Schüler des Wagenburg-Gymnasiums. Aus der Vorankündigung: Hier erhalten sie die ganze Laudatio

Das Wagenburg-Gymnasium Stuttgart ist eine der vielen Schulen ohne Rassismus. Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Mobbing und Diskriminierung sind bei uns tabu, sagen die Schüler*innen. Sie haben sich verpflichtet, jedes Schuljahr eine Aktion zu diesem Thema zu veranstalten. U.a. gibt es seit 2012 mit dem Netzwerk Courage jedes Jahr mit den 9. Klassen einen Projekttag zum Thema „Vorurteile und Diskriminierung“. Die Teamer*innen bearbeiten das Thema mit der Klasse ohne Lehrkraft und besprechen die Ergebnisse und den Verlauf im Anschluss mit der Klassenlehrerin. Seit 2013 ist das Wagenburg-Gymnasium interessierte und seit 2018 anerkannte UNESCO-Projektschule.“

Das Preisgeld von 2.500€ ist für unsere politischen Projekte vorgesehen. Die AnStifter als auch die Vorsitzende der Stiftung Stuttgarter Friedenspreis zeigten sich sehr interessiert an gemeinsamen Projekten. Bleibt spannend, was uns die Zukunft beschert.

Maiball

Fast 200 Gäste. Ein absoluter Rekord. Die Laune hätte nicht besser sein können. Wie immer war der Ball von den Liedern, von den Tänzen und von den Showeinlagen abwechslungsreich. Die Kursstufe 2 verwöhnte uns mit Gebäck, Fleischkäse und Süßgetränken. Der Förderverein hatte die Idee dieses Jahr Cocktails anzubieten. Leider waren nur sehr wenige Kolleg*innen und Eltern da. So war es gut, dass sie auch alkoholfreie Cocktails anboten. Denn diese waren bei den jungen Schüler*innen sehr beliebt. Vielen Dank an die drei Eltern,  die uns den ganzen Abend so nett bewirtet haben.

Vielen Dank an die Deku-Gruppe, die die Turnhalle wieder einmal in ein Ballsaal verwandelt hatten, an die Aktionsgruppe, für die Playliste und die Moderation, an die Technik, dass sie nach 2 Jahren endlich wieder den Staub aus den Lautsprechern blasen konnten und an alle, die mit ihrer guten Laune zu dem schönen Fest beigetragen haben.

Herzlichen Dank an Frau Spiegel, Frau Lauth, Herr Nowak und Frau Wagner, dass ihr trotz des anstehenden verlängerten Wochenendes, zum Ball gekommen seid. Für die Schüler*innen war eure Anwesenheit wichtig, da ihr damit  ihrer Leistung  wertschätzt und auch die Gespräche mit ihnen außerhalb des Unterrichts sind für einige wahnsinnig wichtig.

Der größte Dank gilt Herrn Zitt, der von der vom Auftakt  bis zum finalen Abschließen dabei war. Ständig hier und dort den Schüler*innen geholfen hat, alle unterhalten hat und für ein reibungsloses und flinkes Aufräumen sorgte.

Axel Nothardt

Jugendpreis der AnStifter 2021 an die Schüler*innen des Wagenburg-Gymnasiums

Liebe Schülerinnen, liebe Schüler, sehr geehrte Damen und Herren,

wir, der Vorstand der AnStifter und die Vorsitzende der Stiftung Stuttgarter FriedensPreis, freuen uns hier sein zu dürfen. Wir danken für die Möglichkeit, in diesem festlichen Rahmen den Stuttgarter Jugendpreis endlich „symbolisch“ überreichen zu können. Die im Theaterhaus geplante große Friedensgala im Dezember, in dem die Preise eigentlich überreicht werden sollten, mussten wir corona-bedingt absagen.

Wer sind die AnStifter?
Der überparteiliche Verein „Die AnStifter – InterCulturelle Initiativen“ und seine Förderer engagiert sich für eine lebendige Demokratie, setzt sich für die Einhaltung der Menschenrechte in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens ein und arbeitet gegen das Vergessen – der Verbrechen, die in deutschen Namen begangen wurden. Denn der Blick auf die deutsche Geschichte zeigt, wohin Intoleranz, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit führen können. Heute gilt es mehr denn je, Wissen und Werte zu vermitteln, die uns befähigen, Frieden, Demokratie und Freiheit immer wieder neu zu fordern, zu bewahren und die Allgemeinen Menschenrechte zu verteidigen!

Seit 2003 vergeben die AnStifter zusammen mit ihrer Stiftung „Stuttgarter Friedenspreis“ jedes Jahr den Stuttgarter Friedenspreis, für den Menschen oder Projekte vorgeschlagen werden können, die sich in besonderer Weise für Frieden, Gerechtigkeit, Zivilcourage und Solidarität eingesetzt haben. Durch Wahl wird entschieden. Wählen können Mitglieder und alle, die die AnStifter regelmäßig finanziell unterstützen. Bis zum 31.5. läuft die Wahl zum diesjährigen Preis. Die beiden letzten Preisträger*innen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert sind, möchte ich hervorheben:

2020 erhielt Wikileaks-Gründer Julian Assange die Auszeichnung. Seine Courage, die „war diaries“ über US-amerikanischee Kriegsverbrechen im Irak zu veröffentlichen, kostete ihn Freiheit und Gesundheit. Julian Assange sitzt drei Jahren in London in Auslieferungshaft. Die USA werfen ihm Spionage und Geheimnisverrat vor. Ein Gericht in London genehmigte im April in letzter Instanz formell die Auslieferung an die USA, wo ihm bis zu 175 Jahre Haft drohen. Die endgültige Entscheidung darüber liegt nun bei der britischen Innenministerin.

2021 ging der Preis an Maryja Kalesnikava aus Belarus, die jahrelang in Stuttgart gewirkt hat, in Anerkennung ihrer Rolle als Bürgerrechtlerin, als Streiterin für einen gewaltfreien politischen Diskurs, in Würdigung ihres Mutes. Sie ist zu einem der führenden Gesichter der Opposition gegen den Machthaber Lukaschenko geworden und schließlich zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Weil wir Alten einen Beitrag leisten wollen, das Engagement junger Menschen für Demokratie und Menschenrechte, für die Sicherung ihrer Lebensgrundlagen zu fördern, haben wir im letzten Jahr den Jugendpreis der AnStifter ins Leben gerufen: für realisierte Projekte, Initiativen und Leistungen junger Menschen, die in der Regel nicht älter als 26 Jahre sind und deren Projekte sich an den Kriterien des FriedensPreises orientieren: also sich in besonderer Weise für Frieden, Gerechtigkeit, Zivilcourage und Solidarität einsetzen. Ausdrücklich gewünscht sind Gemeinschafts- und Kooperationsprojekte, z. B. von Jugendgruppen, Schulklassen, Studierenden.

Sie, die Schüler*innen des Wagenburg-Gymnasiums, sind für den Jugendpreis vorgeschlagen worden, weil Sie sich in einer Schule ohne Rassismus und anerkannten UNESCO-Projektschule verpflichtet haben, aktiv gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit Diskriminierung einzutreten und in diesem Sinne vertiefende Projekte durchführen. Und die Wahl zum erstmals vergebenen Jugendpreis der AnStifter ist auf Sie, die Schülerinnen und Schüler des Wagenburg-Gymnasiums und die Ehemaligen gefallen. Herzlichen Glückwunsch!

Wahlentscheidend waren die Selbstverpflichtung und ein an Strauß an Aktivitäten, die ich kurz streifen möchte:

  • Fremdenfeindlichkeit, Ausgren­zung, Mobbing und Diskriminierung sind bei uns tabu, sagen Sie, die Schülerinnen und Schüler. Sie haben sich verpflichtet, jedes Schuljahr eine Aktion zu diesem Thema zu veranstalten;
  • Anti-Rassismus Workshop (2021). Wie ist mit Rassismus im Alltag, „wir gegen die Anderen“, umzugehen? Erkenntnisse der letzten shell-Jugendstudie belegen, wie wichtig solche Workshops sind: „Die Aussage »In Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen, ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden« findet bei Jugendlichen deutliche Zustimmung. Die Anfälligkeit einiger Jugendlicher in der Studie zu populistischen Positionen sei nicht zu übersehen.
  • 2018 Gedenktag an das Reichspogrom 1938;
  • Gedenken an jüdische Schüler am WBG in der Nazi-Zeit (2015);
  • die bemerkenswerten Gedanken Ihres damaligen Schulsprechers, Gariram Nirmalakumar zum Schuljahr 2020/21 haben Eindruck hinterlassen: „Wie wäre ein Tag für das Klima? An dem wir ein umweltschonenderes Leben lernen. Oder ein Tag zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte? Ein solcher Tag kann uns helfen, Stück für Stück zu verstehen, woher der Rassis­mus kommt. Wir müssen verstehen, damit unsere Courage in die richtige Richtung zielt. Wir tragen bewusst den Titel einer Schule ohne Rassismus!“
  • Zur Corona-Pandemie hat die UNESCO AG den „globalen Süden“ in den Blick genommen (2021): Sie haben Geld gesammelt für Impfstoffe. Sie haben das Patentsystem als großes Hindernis für eine gerechte Versorgung mit Impfstoffen nicht nur an der Schule thematisiert. Mit einem Brief an Ministerpräsident Kretschmann für eine faire Verteilung der Impfstoffe haben Sie Mut bewiesen. Die freundlich gehaltene ablehnende Antwort deutet darauf hin, dass politisches Engagement mit dem Bohren dicker Bretter verbunden ist.

Demokratie ist die einzige staatlich verfasste Gesellschaftsordnung, die gelernt werden muss, sagt der Soziologe Oskar Negt. Niemand werde als politischer Mensch geboren; deshalb müssen solche demokratischen Lernprozesse sehr früh beginnen und hören auch im Alter nicht auf

Macht weiter so! Steht auf gegen rassistische herabwürdigende Aussagen und steht ein für die Menschenrechte aller Menschen.

Der Jugendpreis ist mit 2500 EUR verbunden, die wir dem Förderverein überwiesen haben. Damit sollen weitere Aktivitäten im Sinne des Jugendpreises gefördert werden. Wir übergeben Ihnen symbolhaft für den Jugendpreis das „Menschel“ der Anstifter.

Manfred Scheifele (Vorstand AnStifter)