Latein verbindet!

Erste Fahrt im Rahmen des deutsch-italienischen Lateinaustauschs

Wie lebendig Latein auch heute noch sein kann, erlebten unsere SchülerInnen der Lateinklasse 10 vom 5. bis 11. Oktober 2025 bei der ersten Pilotfahrt des deutsch-italienischen Lateinaustauschs. In Mailand, Rom und Frascati erkundeten sie die sprachlichen und kulturellen Wurzeln Europas zusammen mit den LateinschülerInnen unserer Partnerschule, dem Liceo Classico Giuseppe Parini, in Mailand.

Am Sonntagabend wurden sie freundlich von den Austauschfamilien am Mailänder Hauptbahnhof empfangen und fuhren gemeinsam mit ihnen nach Hause.

Wir trafen uns am Montagvormittag wieder zum Unterrichtsbeginn. Von Montag bis Mittwoch nahmen die SchülerInnen vormittags am regulären Unterricht teil, während am Montag- und am Mittwochnachmittag jeweils eine Lernwerkstatt zu Tacitus’ Germania stattfand. In gemischten deutsch-italienischen Gruppen bearbeiteten die Jugendlichen Verständnis- und Interpretationsaufgaben und präsentierten anschließend ihre Ergebnisse auf Englisch.

Am Dienstagnachmittag besuchten wir gemeinsam mit der deutschen und der italienischen Klasse das Archäologische Museum in der Stadtmitte. Mailand wurde 222 v. Chr. von den Römern erobert und erhielt den Namen Mediolanum. Die Abteilung „Milano Antica“ bewahrt Kulturgüter aus dieser römischen Epoche, darunter die Überreste der römischen Stadtmauer, zwei Türme und Inschriften, welche die Schüler entziffert haben.

Anschließend erkundeten wir die wunderschöne Chiesa di San Maurizio al Monastero Maggiore nebenan, welche für ihre atemberaubenden Fresken berühmt ist und als die „Sixtinische Kapelle Mailands“ bezeichnet wird.

Am Donnerstagvormittag ging die Reise der deutschen und italienischen SchülerInnen weiter nach Rom. Während des Aufenthaltes in der Hauptstadt haben wir das Kolosseum und das Forum Romanum besucht, die die römische Antike auf eindrucksvolle Weise lebendig werden ließen.

Das Highlight des Austausches war der Besuch der Accademia Vivarium Novum in Frascati, einer internationalen Bildungseinrichtung zur Wiederbelebung des klassischen Humanismus. Am Freitagvormittag kamen wir an und wurden von Magister Eusebius herzlich auf Latein willkommen geheißen.

Die Hofsprache der Accademia ist Latein. Alle Lehrer und Schüler geben sich lateinische Namen: Alltag und Unterricht finden auf Latein oder Altgriechisch statt, als Ausdruck eines lebendigen Umgangs mit der römischen Antike und der Renaissance.

Unsere SchülerInnen erlebten eine Führung durch die Villa, ein Konzert mit Versen von Ovid, Petrarca und Horaz sowie eine Unterrichtsstunde zu Seneca ad Lucilium auf Latein. Das Mittagessen durften wir gemeinsam mit den Studierenden der Accademia im Freien genießen: Eine lange Tafel war für uns gedeckt und lud nicht nur zum Essen, sondern auch zum weiteren Plaudern auf Latein ein.

Die Accademia ist ein inspirierender Ort des Lernens und des Denkens. Jede Kunst – Musik, Poesie, Malerei, Skulptur, Literatur – wird zum Leben erweckt.
Vielleicht kann ein Schülerkommentar die besondere Atmosphäre der Accademia am besten wiedergeben:
„Den Himmel stelle ich mir so vor!“

Diese Woche war für alle Beteiligten eine bereichernde und inspirierende Erfahrung. Wir freuen uns schon jetzt auf den Gegenbesuch der italienischen SchülerInnen im kommenden Jahr, wenn es wieder heißt: Latein verbindet!

Text und Bilder: Alessandra Monteverde