Chemie

Mit der Aufschrift „ohne Chemie“ beworbene Lebensmittel oder umgangssprachliche Aussagen wie „in meinem Essen ist keine Chemie drin“ tragen gelegentlich dazu bei, dass Chemie in der Gesellschaft als etwas „ungesundes“ oder sogar „gesundheitsschädliches“ wahrgenommen wird. Eine wichtige Aufgabe des Chemieunterrichts besteht daher darin, Schülerinnen und Schülern bewusst zu machen, dass Chemie eigentlich überall steckt und dass sich jeder Mensch, seine Umwelt, ja sogar das gesamte Universum aus Atomen und ihren chemischen Verbindungen zu-sammensetzt.
Auch der Chemieunterricht hat einen gewissen Wandel durchlebt. In der Vergangenheit war Experimentieren im Chemieunterricht weniger häufig vorgesehen, allerdings gab es teilweise die Möglichkeit für „Praktikumsstunden“ neben dem Unterricht, in denen in kleinen Gruppen Chemieversuche durchgeführt werden konnten. Nach der Reform des Bildungsplanes 2004 wurde der Lehrplan im Fach Chemie wie in vielen anderen Fächern stark verändert. Der frühere Lehrplan bestand aus sehr detaillierten und konkreten Auflistungen von Lerninhalten. In den reformierten Bildungsstandards liegt das Augenmerk auf sogenannten Kompetenzen, die die Schüler am Ende eines Lernprozesses erworben haben sollen. Unter diesen Kompetenzen sind generell handlungsorientierte Fähigkeiten zur Bewältigung von Aufgaben und Problemstellungen zu verstehen. Als Folge rückt schüler- und praxisorientierter Chemieunterricht noch stärker in den Mittelpunkt. Hinsichtlich praktischem Arbeiten lauten einige der in den Bildungsplänen angestrebten Ziele wie folgt: „Die Schülerinnen und Schüler können mit Laborgeräten sachgerecht umgehen, unter Beachtung der Sicherheitsmaßnahmen einfache Experi-mente durchführen, beschreiben und auswerten. Sie können bei chemischen Experimenten natur-wissenschaftliche Arbeitsweisen anwenden.“ (Zitat Bildungsstandards Chemie, 2013). In diesem Zusammenhang sind nach wie vor eine hohe Alltagsrelevanz, sowie eine starke Orientierung an der Lebenswelt der Schüler bei der Vermittlung von chemischen Unterrichtsinhalten sehr gefragt.
Um einen möglichst großen Alltagsbezug herzustellen wird am WBG regelmäßig eine Chemikerin des Dr. Flad Instituts in den Unterricht eingeladen, die gemeinsam mit der Klasse Inhaltsstoffe verschiedener Supermarktprodukte durch chemische Versuche analysiert. („SuperLab“). Ein weiteres spannendes Projekt in Kooperation mit dem Dr. Flad Institut heißt „Chemie der Mikrowelle“. Mit ca. 15 Mikrowellengeräten können die Schülerinnen und Schüler des WBG hierbei chemische und physikalische Versuche mit Mikrowellenstrahlung durchführen. Besonders interessierten Schülern steht die Teilnahme an einer Chemie-AG offen, in der sie die Möglichkeit haben, eigenständig weiter zu experimentieren. Die Gelegenheit Neckarwasser zu untersuchen und selbstentwickelte Aufbereitungs- und Reinigungsverfahren zu testen, hatten die Schüler im Rahmen eines Laborkurses an der Experimenta Heilbronn. Wasser- und Bodenuntersuchungen sind allerdings keine Neuheit im naturwissenschaftlichen Unterricht des WBG, da sie bereits Anfang der 80iger Jahre in Form mehrtägiger Studienfahrten zum Bodensee und zur schwäbischen Alb durchgeführt wurden. Studienfahrten mit „chemischem Schwerpunkt“ gab es zwar in den letzten Jahren nicht, aber dafür Exkursionen der Kursstufe zur Zuckerfabrik „Südzucker Offenau“, bei der man den Weg von Zuckerrüben bis hin zum Haushaltszucker nachverfolgen kann, sowie zum Unternehmen „Ebinger Metallveredelung“, das Einblicke in die Galvanotechnik ermöglicht. Derartige außerunterrichtliche Veranstaltungen mit Praxisbezug sind ein sehr wichtiger Bestandteil des Chemieunterrichts, da sie unseren Schülern die große Bedeutung von Chemie in Alltag, Technik und Industrie näher bringen und allem voran ihr naturwissenschaftliches Interesse wecken.