Dachau-Exkursion
Wir haben mit den Klassen der neunten Stufe sowie Frau Blangero, Frau Felsmann und Herrn Richthofer das Konzentrationslager in Dachau bei München besucht.
Es war das erste Lager, welches in Deutschland errichtet wurde und diente deshalb als Vorbild für viele weitere. Kurz vor der Befreiung waren hier circa 32.000 Menschen untergebracht. Aus dieser Erfahrung konnten wir viel über den schrecklichen Alltag der KZ-Insassen lernen und uns ihr Leben besser vorstellen.
Nach der etwa dreistündigen Fahrt sind wir in Dachau angekommen. Das Gebiet um uns herum war eher ländlich und fernab der Innenstadt Münchens. Nichts wies darauf hin, dass eines der größten menschlichen Verbrechen hier seinen Anfang gefunden hat.
Unser Rundgang hat mit einer Einführung in die im Konzentrationslager geltenden Regeln begonnen, denn da dies eine Gedenkstätte für das Leid unzähliger Menschen ist, galt es, sich respektvoll zu verhalten und den Erzählungen des Guides mit Ehrfurcht zu begegnen.
Unsere erste Station war der sogenannte Appellplatz, auf welchem regelmäßige Zählungen, Züchtigungen und Erniedrigungen der Insassen stattfanden. Um diesen zu betreten, sind wir durch ein Tor mit der Aufschrift „ARBEIT MACHT FREI“ gegangen. Zu dieser Inschrift hat uns der Guide erklärt, dass sie nur als Verhöhnung und Provokation diente und keineswegs der Wahrheit entsprach, denn egal wie hart sich die Gefangenen abmühten und anstrengten, sie kamen nicht frei. Wären wir vor 90 Jahren durch dieses Tor gegangen, hätten wir statt Interesse wohl eher Todesangst, Bedrückung und den Drang nach Freiheit verspürt.
Von dem Hof aus hatten wir einen guten Blick über unsere nächsten Stationen. Links von uns befand sich die Lagerstraße, ein langer gerader Weg, welcher rechts und links von Baracken umgeben ist. Rechts von uns konnten wir das Wirtschaftshaus und weiter hinten das Lagergefängnis für Häftlinge erblicken.
Uns wurde erzählt, dass auf dem Appellplatz zweimal am Tag Appelle stattfanden, um die Häftlinge zu zählen. Doch auch der Willkür und Schikane der Wärter wurden hier keine Grenzen gesetzt, denn teilweise mussten die Häftlinge stundenlang und bei jedem erdenklichen Wetter draußen in Reih und Glied aufgestellt ausharren, immer mit der Befürchtung, dass ein Wärter aus Langeweile, Wut oder purer Willkür auf sie einschlägt. Trotz der heißen Temperaturen an dem Tag unserer Exkursion konnten wir uns nicht im Geringsten die Qualen der Gefangen vorstellen.
Anschließend sind wir in Richtung der Baracken gelaufen. Dabei hat der Guide erklärt, dass die Häftlinge nicht alle gleich gekennzeichnet waren, sondern durch einen Winkel an ihrer Kleidung erkennbar war, zu welcher Gruppe Gefangener sie gehörten. Rote Winkel standen beispielsweise für politische Verbrecher, welche den Großteil der Gefangenen ausmachten, grün hingegen bedeutete Berufsverbrecher.
Die Baracken sind nicht erhalten geblieben, weshalb zwei davon nachgebaut wurden, um den Besuchern die verschiedenen Phasen der Unterbringung der Häftlinge von der Eröffnung bis zu Schließung des Konzentrationslagers zu veranschaulichen.
Insgesamt säumten vierunddreißig Baracken die Lagerstraße, siebzehn auf jeder Seite. Allgemein kann man den Verlauf der Lebensumstände in diesen Unterbringungen als stetig sinkend beschreiben: In den für etwa 100 Insassen vorgesehenen Gebäuden lebten zum Schluss fast 1000 Menschen, was extreme Enge, die schnelle Ausbreitung von Krankheiten und kaum Hygiene zusätzlich zur allgegenwärtigen Insektenplage zur Folge hatte. Im Winter wurde nicht geheizt, außerdem trug man immer dieselben Kleider, unabhängig von Wetter und der Temperatur, ob man arbeitete oder schlief.
Im Zuge dessen wurden uns auch Originalbilder aus der Zeit, in welcher das Konzentrationslager aktiv genutzt wurde, gezeigt. Der Guide hat uns ebenfalls den Lebensalltag der Gefangenen geschildert: morgens bei Sonnenaufgang aufstehen, dann gab es den ersten Zählappell auf den Hof. Anschließend ging es für sechs Stunden an die Arbeit, daraufhin gab es eine knappe Stunde Mittagspause und wieder fünf Stunden Arbeit. Am Abend wurden alle nochmal auf dem Appellplatz versammelt und schließlich in die Baracken geschickt, um zu schlafen. Der Alltag der Insassen ließ keinen Raum für Freizeit, Spaß oder Privatsphäre, was uns alle nochmal die Härte und Unerbittlichkeit dieser Lager vor Augen geführt hat.
Nach den Baracken sind wir in das ehemalige, noch original erhaltene Wirtschaftsgebäude gegangen, was jetzt als Museum dient. Dort haben wir viel über die Zielgruppen der Nationalsozialisten, aber auch über konkrete Schicksale von Insassen erfahren. Durch die Schilderung ihres Lebens konnten wir uns noch besser vorstellen, wie die Menschen sich an diesem schrecklichen Ort fühlten, das zuvor Gehörte über die Lebensumstände auf reale Leben übertragen und Parallelen zwischen Fakten und Beispielen in den Geschichten der Menschen erkennen.
Das Krematorium war unsere vorletzte Station. Es umfasst drei Räume und durch Bilder an der Wand, welche die Vorgänge hier zeigen, war es leichter, sich vorzustellen, was mit den Leichen geschah, auch wenn einige Abbildungen erschreckend sind.
Zum Schluss haben wir uns zu Denkmälern begeben, die als Erinnerung an die Schrecken und Verbrechen dienen. So steht an einer Wand „NIE WIEDER“ in verschiedenen Sprachen und es sind zahlreiche Blumenkränze an einer Mauer aufgereiht. Die Mahnmale und das gesamte Gelände erinnern uns an diese Zeit der Dunkelheit, an das Leid und die Angst der Gefangenen, doch vor Allem sorgen Sie dafür, dass eine solche Misshandlung von Menschen sich nie wieder so ereignet; und das ist auch richtig so, denn „wer die Vergangenheit vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen“ (George Santayana).
Christoph 9b und Leila 9c