Fertigstellung des ersten Bauabschnitts

Nach einem Jahr Pendelverkehr zwischen Containern und Haupthaus, ist jetzt der 1. Teil der Sanierung abgeschlossen. In der letzten Woche der Sommerferien durften die Naturwissenschaftler*innen den sanierten Bereich betreten, um ihre Versuche und Materialien in die neuen Schränke einzuräumen, die zum Teil ein Jahr lang in hunderten Umzugskartons verstaut waren. Hier wurde schon klar wie wunderschön das neue Haus wird, auch wenn noch vieles abgedeckt war und viele Gegenstände von den Handwerkern herumlagen. Doch in dieser Woche wurden zeitgleich alle Türen eingebaut, Ausbesserungen der Malerarbeit durchgeführt, Elektrik installiert und die Sanitäranlagen gecheckt. Als ein Klassenzimmer fünf Zentimeter unter Wasser stand, war klar, was noch einiges verbessert werden musste. Beim Betreten unserer Fachräume stiegen wir noch über den Schonbezug des Bodens, Verputzreste und Verpackungsmaterial. Wie am Donnerstag alles Grundgereinigt werden soll, sodass am Montag Unterricht stattfinden kann, schien unmöglich.

Doch der Anblick, der sich am 1. Schultag unseren Schüler*innen bot, war atemberaubend. Der Architekt und sein Team hatten den Auftrag, das Wagenburg-Gymnasium wieder in das Jugendstil Gebäude zurück zu verwandeln, dass einst der Architekt Professor Elsässer entworfen hatte und das 1914 fertiggestellt wurde. Der sanierte Bereich macht Elsässers Leitspruch ganze Ehre: „Mein Bestreben war es, ein Haus zu bauen - gut darin zu wohnen und fröhlich darin zu lernen, schon von außen kenntlich und doch ein Schmuck für die Stadt." Die Wandelgänge mit ihren gewölbten Decken sind wieder da. Ringe aus Licht schweben in leicht unterschiedlichen Höhen unter der Decke und schaffen eine angenehme Atmosphäre. Die schweren Türen lassen kaum Schall durchdringen, doch lassen sie sich trotzdem leicht bewegen. Mit einem satten Klang fallen sie ins Schloss. Obwohl sie neu sind, tragen sie die aufwendigen Kassetten, die vor 100 Jahren geplant worden waren. Das Spiel aus Weiß und Hellgrau unterstreicht die Struktur bestens. In den Klassenzimmern sind die Lichter in die Decke hinter einem Milchglas eingelassen. So scheint es, als ob Sonnenlicht durch Lichthöfe in den Raum gelangt. Bei den riesigen Fenstern bestand einst immer die Angst, dass sie beim Schwenken entweder eine*n Schüler*in erschlagen oder aus der Verankerung brechen und mit Getöse in den Abgrund stürzen. Jetzt sind die Fenster wieder kleiner. Diese wurden zudem von einem filigranen Gitter aus Holz unterteilt, wie es für den Jugendstil gebührt. Die Fassade wurde in einem hellbeigen Farbton gestrichen.

In den neuen naturwissenschaftlichen Räumen sind nicht mehr nach hinten ansteigend gebaut und die Tische sind so groß, dass die Schüler*innen ihre Experimente selber durchführen können und nicht mehr über ihre Mitschüler*in hinweg zum Versuch auf dem Pult schauen müssen. Die Tische lassen sich beliebig zusammenstellen und auch die Stühle - schöne Drehstühle – können beliebig gruppiert werden. Mit einem Piepston fährt die elektrische Versorgung von der Decke. Ausgestattet mit Netzstrom, Wahlpolen, USB- und Internetbuchsen.

In den ersten Wochen fehlten die Beamer, die Notschalter und Telefone. Als mich eine Schülerin darum bat das Tafellicht anzuschalten, merkte sie mit einem Schmunzeln, dass auch hier noch nachgebessert werden muss. Aber wer selbst einmal gebaut hat, wird in Anbetracht des immensen Aufwands am Wagenburg, diese kleinen Abstriche leicht hinnehmen.

Jetzt können wir uns die nächsten zwei Jahre über die Unwegsamkeit leicht hinwegtrösten und uns darauf freuen, wenn jedes Jahr ein weiterer Abschnitt freigegeben wird.

Axel Nothardt